Koreatagung am Seddiner See

Die Koreatagung am Seddiner See wurde vorbereitet von der DOAM (Deutsche Ostasienmission). Auf ihrer Internetseite beschreibt sich die DOAM selbst in Kürze als:

Die Deutsche Ostasienmission (DOAM) wurde 1884 in Weimar gegründet und war vor allem in China und Japan tätig. Sie legt Wert auf das Studium der Religionen und den Dialog mit Menschen anderen Glaubens. Neben eigenen Aufgaben unterstützt sie vor allem die beiden Missionswerke in Berlin (BMW) und Stuttgart (EMS).

Auch sind auf der Internetseite Dokumente und Berichte zu der Tagung unter "Aktualisiert" zu finden. 

http://www.doam.org/

Zu den Vorträgen wurde auf der DOAM Internetseite folgendes zusammen gefasst. 

 

Grußwort von YUN Jong-Seok, Botschaftsrat an der südkoreansichen Botschaft in Berlin.
Er spricht von den guten Beziehungen zwischen Südkorea und Deutschland, von Richard von Weizsäcker und KIM Dae-Jung, von der Teilung und der Wiedervereinigung, vom raschen Wachstum der koreanischen Kirchen.

Nataly HAN (Korea Kommunikations- und Forschungszentrum Berlin)
Geographische Lage, geopolitische Bedeutung, GVeschichte des 20. Jahrhunderts, Teilung und Bemühunegn um Frieden und Wiedervereinigung.

Gisela Köllner (EMS & DOAM, Stuttgart)
Korea – Land der Morgenstille. Impressionen aus Südkorea.

Lutz Drescher (EMS & DOAM, Stuttgart)
Impressionen aus Nordkorea

Lutz Drescher
Minjungtheologische Meditation

Dr. PARK Hee-Seok (FU Berlin)
Der Mensch ist der Himmel:  Einführung in die religiöse Landschaft Koreas – Schamanismus, Buddhismus und Chondogyo

Pfr. RHEE Kwon-Ho (DIMOE; Ludwigsburg)
Lutz Drescher (EMS & DOAM, Stuttgart)
Zwischen Wachstum und Widerstand – Die Kirchen Korea

Dr. KIM Dong-Sung (ÖRK, Genf)

Gott des Lebens weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden – Eine koreansiche Perspektive

 

Der Vortrag des ÖRK Referenten KIm Dong Sung am letzten Tag der Tagung gab entscheidende Informationen über die gesellschaftliche Lage Koreas. 

Dafür wurde Korea in einen geopolitisch größeren Zusammenhang gesetzt. Als ein Land unter vielen asiatischen Ländern wurde Korea in einer Region der Welt gesehen in der es verschiedene Religionen (Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Shamanismus) gibt. In diesem Zusammenhang wurde auch Busan als Ort bezeichnet der historisch diese religiöse Vielfalt wiederspiegelt, da es eine Hafenstadt ist von der aus Buddhismus nach Japan transportiert wurde und durch missionare das Christentum nach Korea kam. 

Es wurde hervorgehoben, dass sich alle Religionen Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung als Themen annehmen. Außerdem wurde gesagt, dass es in Korea noch bevor man vom Christentum wusste die Vorstellung eines Gottes oder eines "HImmels, der dich beobachtet" bestand. Dadurch war es nicht schwer für Christen später den Koreanern den christlichen Gott verständlich zu machen. 

Als wesentliche Probleme der heutigen koreanischen Gesellschaft wurden hervorgehoben:

– die Teilung der beiden Koreas und den offiziell immer noch andauernden Krieg, weil der Koreakrieg 1953 nur mit einem Waffenstillstandsabkommen beendet wurde. In diesem Zusammenhang wurde das Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea (DMZ, demilitarized zone) mit seinen vielen und gefährlichen Minen, die bei starken Regenfällen auch in andere Teile des Landes transportiert werden, als Problem betont. 

– Korea wurde außerdem als im Zentrum des globalen Rüstungswettkampf zwischen den USA und China gesehen in dem es für die Regierung leicht ist nationale Sicherheit über die Rechte und Freiheiten der Bürger zu stellen, für die so viele Menschen während der Militärdiktatur (1961-1987) so hart gekämpft hatten.

– Auch der andauernde Territorialkonflikt mit Japan über die Inselgruppe Dokdo (auf Japanisch Takeshima) und das unterschiedliche Geschichtsverständnis, dass auch regelmäßig zu Konflikten zwischen Korea und Japan führt, ist ein Faktor, der immer wieder die Region destabilisiert. 

– als weiteres ernsthaftes Problem wurde die Nuklearenergie genannt, die von der südkoreanischen Regierung als "saubere und grüne" Energie propagiert wird, in die investiert wird und die sogar in andere Länder (Saudi Arabien, Indonesien) exportiert werden soll. Busan wurde auch in diesem Zusammenhang als spezieller Ort genannt, in dessen Umkreis bis zur ÖRK Versammlung 2013 zwei weitere Atomkraftwerke gebaut werden sollen. 

– Ein weitere Konfliktherd befindet sich zur Zeit auf der größten Insel Koreas, Jejudo. Dort soll eine Marinebasis gebaut werden, die der nationalen Sicherheit dienen soll. Die Mehrheit der Dorfbewohner des Dorfes Gangjeong, in dem das Ökosystem durch den Bau zerstört wird, protestieren schon seid 6 Jahren gegen dieses Projekt und werfen der Regierung vor imperialistischen Strategien Amerikas zu unterstützen. 

– die Rechte von Gastarbeitern in Korea werden als ähnlich schlecht dargestellt wie die von unterdrückten koreanischen Arbeitern während der Industrialisierung Koreas in den 1960er und 1970er Jahren

– der "Wachstums-" und "Modernisierungswahn" der koreanischen Regierung wurde als fatal bezeichnet in dem es immer wieder zur Vertreibung von Bewohnern großer Teile Seouls kommt in denen im Namen von "redevelopment projects" Häuser abgerissen und durch neue Hochbauten ersetzt werden. Bei Räumen (Vertreibung) dieser Gebiete kamen im Jahr 2010 Menschen ums Leben. Auch werden von den Bauunternehmen und der Regierung Kriminelle eingesetzt, die bei der Vertreibung helfen. 

– In Bezug auf Nordkorea wurde das Problem des sich im Stillstand befindenen Wiedervereinigungsprozesses genannt. Leider ist auch der von Kirchen getragene "Dojanso"- Wiedervereinigungsprozess unter dem es auch zu regelmäßigen Lebensmittellieferungen in den hungernden Norden kam, zur Zeit ausgesetzt. 

Als Vertreter des ÖRK auf der Tagung äußerte Doktor Kim seinen Wunsch, dass sich die Deligierten der Vollversammlung mit Blick auf diese regionalen Herausforderungen auf Busan 2013 vorbereiten mögen.

Leider waren bei der Tagung nur drei Deligierte anwesend nämlich Verena Hoffman-Nordbeck, Anne Heitmann und Schulamit Kriener. 

Die Idee einen Workshop zur Fukushima-Krise und Nuklearenergie zu machen ist nach der Betonung des Themas im Vortrag von Doktor Kim auch als erwünschenswert anzusehen. 

Die Vorbereitungen dafür laufen weiterhin, um die Bewerbung bis Ende Oktober abzusenden. 

Insgesamt waren es drei interessante, abwechslungsreiche Tage, die eine schöne Gelegenheit waren mit anderen Koreainteressierten in Kontakt zu kommen und einen Vorgeschmack auf das Land der ÖRK Vollversammlung 2013 zu bekommen.