Friedenskonvokation in Kingston, 17.-25.5.2011 Berichte, Fotos und Dokumente

Liebe Meetis!

Im Anhang findet ihr die Abschlussbotschaft der Friedenskonvokation in Kingston, an der ich als Delegierte für die Bremer Landeskirche teilgenommen habe. Neben der Botschaft findet ihr als zweiten Anhang  den Aufruf zum Gerechten Frieden, beides habe ich ja bereits auch schon über die Mailingliste herumgeschickt.

Außerdem habe ich auch ein paar Fotos angehängt. Ich kann euch aber auch die Seite: www.gewaltueberwinden.org sehr empfehlen, auf der es sehr viele gute Fotos und Videos aus Kingston zu sehen gibt, besonders auch von den Plenarversammlungen und Workshops.

Ziel der Friedenskonvokation sehe ich in der Zusammenkunft der 1000 Teilnehmer, die vielfach aus praktischen Friedensinitiativen stammten und sich über ihre Arbeit austauschen, voneinander lernen und sich vernetzen konnten. So konnte ich bei der zweiten Delegierten der Bremer Landeskirche, die für Brot für die Welt arbeitet beobachten, wie sie wichtige Kontakte für ihre Arbeit knüpfen konnte.

Hier habe ich auch noch die drei Berichte aus Kingston, die ich an den Mailverteiler meiner Landeskirche gesandt habe.

Viel Spaß beim Stöbern! Und seid dabei bei der Auswertungstagung zu Kingston im Rahmen der Sommeruniversität in Neudietendorf vom 7.-13.8.11!

Grüße! Almut (H.)

 

1. Bericht: Das Jugendvortreffen in Kingston ist nun vorbei und gleich nach der Mittagspause beginnt der Anfangsgottesdienst. Heute vormittag haben wir verschiedene soziale Einrichtungen in Kingston besucht. Ich war in einer Schule fuer schwierige Jugendliche. Vielleicht habt ihr schon die Internetseite schon gefunden, es wurde ein Blog eingerichtet www. IEPCstories.com. Dort werden alle moeglichen Sachen hinein gestellt. War selber noch nicht drauf, werde ich nachher nach dem Abendessen wohl mal machen. Das Jugendtreffen war toll. U.a. haben die Jamaicaner uns von Kingston erzaeht, typischen Problemen, die auftreten im Zusammenhang mit Gewalt und wie man versucht dem entgegen zu wirken. Dann gab es Diskussionen an unseren Tischen ueber Erfahrungen aus unseren Kontexten. Wir haben lange ueber das Schlagen von Kindern gesprochen und ich war die einzige am Tisch, die das nicht praktizieren wuerde, aber auch andere, z.B. ein Maedchen aus Kenia hat nach Argumenten gesucht, die dagegen sprechen. Sie sagte: „Wie kann ich meinem Kind erklären, dass das Schlagen der Sklaven aus disziplinarischen Gründen nicht recht ist, aber Kinder aus dem selben Grund von ihren Eltern geschlagen werden. Das nur am Rande. Ihr könnt ja die Adresse von dem Blog auch weitergeben.

 

2. Bericht: Wie ich gesehen habe, war auf der Seite des Internetblogs noch nicht viel gepostet. Deshalb wollte ich noch ein bisschen berichten.
Das Jugendtreffen fand statt in einem Hotel in Kingston, in der Innenstadt (New Kingston). Dazu verliessen wir den Campus und fuhren entweder mit dem Taxi oder einem Bus dorthin. Besonders interessant war der Weg dorthin, aus dem Auto heraus konnte man einiges von der Stadt sehen, besonders die grossen Unterschiede, von Gegenden, wo schlechte Huetten- aehnliche Haeuser standen, bis zu guten Gegenden, bzw. den prachtvollen Haeusern der Politiker mit schoenen Gartenanlagen.
Bei dem Treffen selber erfuhren wir in einer Einheit viel von jungen Leuten aus Kingston selbst. Problemen mit Gewalt in der Stadt und welche Loesungen dafuer gefunden werden. Ein grosses Problem ist die Nutzung von Waffen, auch heute war ich mit zwei jungen Jamaicanern in einer Kleingruppe und wir sollten erzaehlen, wo uns Gewalt begegnet ist, beide konnten mehrere Situtionen benennen, wo sie mit Waffen konfrontiert waren. Beim Jugendtreffen berichteten zudem zwei Teilnehmer von ihrer Beteiligung an dem Programm der "Lebendigen Briefe". In diesem Zusammenhang wurden sie entsandt, wie viele andere auch waehrend der Dekade, an unterschiedlichste Orte der Welt. Idee der "Lebendigen Briefe" ist es, an diesen Orten die Situationen in der konkreten Gemeinde kennen zu lernen, mit den Menschen vor Ort eine Zeit zu verbringen und dann als "Lebendiger Brief" diese Eindruecke an den OeRK weiter zu geben. Diese zwei nun waren ein Maedchen aus Australien, mit Aborigine Wurzeln, sowie ein junger Mann aus Griechenland. Sie berichtete von der Situation der indigenen Bevoelkerung in Australien, wie sie diskriminiert werden und bangen, dass man ihnen ihr Land weg nimmt. Die Bilder und ihre persoenliche Betroffenheit, sowie ein Lied, gedichtet von einem der Indigenen, dass sie uns vorsang war sehr bewegend! Der Grieche hatte eine sehr kleine Insel im Pazifik (Viwa) besucht, die bedroht war, durch den Klimawandel komplett zu verschwinden. Er warf die Frage auf, wie man die Umsiedlung der Bevoelkerung organisieren wuerde, ganz abgesehen davon, dass sie ihre Heimat verlieren werden, wobei sie besonders verbunden zu ihrer Heimat und ihren Traditionen sind. Sie werden einen grossen Teil ihrer Identitaet verlieren. Das hat mich wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, dass weiter an der Reduktion der Klimagase gearbeitet wird. So ist es wichtig und gut, dass die BEK mit hohem finanziellem Aufwand viele Gebaeude energieeffizient saniert, ausserdem, dass Deutschland nun hoffentlich wirklich bald und schnell sowohl aus der Atomkraft, wie auch aus der Kohlekraft aussteigt und regenerative Energien massiv weiterentwickelt und ausgebaut werden.
Beim Jugentreffen weiterhin interessant waren die vielen Begegnungen mit jungen Menschen aus so unterschiedlichen Gegenden der Welt. Besonders stark ins Gespraech kam ich mit einem Maedchen aus Kenia, einem jungen Mann aus Ghana und verschiedenen Leuten aus Kingston. Sie sehen z.T. auf die Energiefrage noch einmal anders und betonen staerker, dass man ja auch sehr einfach leben kann und dann sowieso sehr wenig Energie verbrauchen muss.
Als die Konvokation dann begann, gab es als erstes einen grossen Eroeffnungsgottesdienst. Das war bewegend, er war international gestaltet und es ist toll, mit Menschen aus der ganzen Welt gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Da ich gerade so muede werde, das Wetter und die vielen Veranstaltungen schlauchen ganz schoen, werde ich hier erst einmal einhalten. Ich melde mich morgen zurueck. Wenn jemand aus dem Verteiler Fragen hat, kann er sich gerne an mich wenden!! Ausserdem wuensche ich guten Erfolg fuer die Vorbereitung des Gottesdienstes zur Konvokation am Sonntag fuer alle die daran beteiligt sind!

 

3. Bericht: Bevor es gleich Abendessen gibt, wollte ich noch ein paar Eindruecke teilen, jetzt, nach dem Abschlussgottesdienst der Veranstaltung.
Nach dem Abendessen werde ich noch einige Leute von dem MEET-Netzwerk treffen, die sich noch einmal absprechen wollten, bevor wir morgen frueh alle wieder unsere Heimreise antreten.

Vielleicht haben einige, die Gottesdienste und Plenarsitzungen auf dem Live-Stream verfolgt (www.gewaltueberwinden.org). Diese Webseite kann ich allen nur sehr ans Herz legen, es finden sich viele Videoausschnitte von der Veranstaltung, wie auch eine gute Auswahl von Fotos!

Der Abschlussgottesdienst, war ebenso wie der Gottesdienst am Sonntag eine sehr gute Erfahrung. Zusammen zu feiern, mit Menschen aus der ganzen Welt, viele von ihnen hatte man persoenlich kennen gelernt, in den Workshops und Gespraechen, wusste von ihren Situationen zu Hause, von ihren Anliegen. Diese ganzen so unterschiedlichen Menschen, aus so untschiedlichen Laendern. In der gemeinsamen Feier wurde konkreter, was Gerechtigkeit fuer alle Menschen auf der Welt bedeutet, wie die Laender verknuepft sind, in wirtschaftlichen Fragen oder auch in der Frage "Frieden zwischen den Voelkern". Dass man also die Gerechtigkeit nicht nur im Zusammenhang des eigenen Landes, des eigenen Umfeldes betrachten kann. Getragen wurden die Gottesdienste von dem Rythmus und der Freude der Karibik-Region. Durch die Musik, durch die Prediger und Liturgen, die diese "Liebe, Waerme und Rythmus" weitergaben. Wir in Deutschland koennen von unseren oekumenischen Geschwistern viel empfangen von ihrer inspirierenden und erfrischenden Religiositaet.
 

Deutlich bewusst wurde einem aber auch die Verantwortlichkeit gegenueber unserern Geschwistern auf der ganzen Welt. Denn wenn es in den Workshops z.B. ueber die Weltwirtschaft, Imperialismus und das Arm-Reich-Gefaelle ging, so bleiben mir erschuetternde Statements im Gedaechtnis, wo Teilnehmer aus Simbabwe, Kenia oder den Philipinen sprachen und man das Leid in ihrem Land in ihren Augen sehen konnte. So waren in Workshops z.T. Imperialismus/ Kapitalismus/ Weltwirtschaft in der Mehrzahl Teilnehmer aus armen Laendern, fuer die Kapitalismus nichts mit Freiheit, sondern mit grosser Gefangenheit zu tun hat.
Ebenso hat mich sehr mitgenommen, das Zeugnis von zwei jungen palaestinensischen Frauen, die von der Besatzung durch Israel und den Folgen in ihrem taeglichen Leben berichteten. Die Behandlung, die sie taeglich am Checkpoint der Mauer erfahren, sowie die mehrfache Erfahrung der Zerstoerung ihrer muehsam erbauten Haeuser. Auch eine Israelin berichtete, wie sie sich fuer die Palaestinenser einsetzt, das Dokument "Kairos Palaestina" wurde vorgestellt und theologische Konzepte von Rabbis um die Tora zu verstehen, nicht als Legitimation der alleinigen Besetzung ihres Heiligen Landes, sondern betont auf der Erfahrung der Herausfuehrung aus der Unterdrueckung, die nicht dazu fuehren sollte selbst zum Unterdruecker zu werden. Die Workshopanbieter wuenschten einen gemeinsamen Staat von Palaestinensern und Israelis, aber ohne Abzaeunung, Mauern und eingeteilte Gebiete.
Von den Begegnungen, Workshops, Plenarsitzungen ist man nun uebervoll. Ein indischer Teilnehmer sagte beim Mittagessen, man habe nun genug erlebt fuer viele Jahre, um davon zu berichten, es mit anderen zu teilen und einzubringen. Die vielen positiven Beispiele von Friedensarbeit der Kirche in so unterschiedlichen Zusammenhaengen ermutigt, diesen Weg weiter zu gehen. Es kann viel erreicht werden, auch wenn dies nicht immer an der Oberflaeche sichtbar ist. Aber es gibt so viel an fruchtbarer und guter Arbeit, die konkret etwas bewirkt. So auch die Einrichtung die ich am ersten Tag der Versammlung mit einer Gruppe von Teilnehmern in Kingston besuchete. Dort werden Jungs und junge Maenner von der Strasse geholt, unterrichtet und erzogen, die in den Schulen herausgefallen waren. Es war ein Beispiel fuer best-practice, die Leiterin der Schule war selbst sehr engagiert und erfuellt von ihrer Arbeit und die Schule hatte hohe Erfolgsquoten.
Das Thema Frieden und Gerechtigkeit sollte in der Arbeit der Kirche ganz im Herzen verankert sein. Denn Jesus hat uns gerufen zu Frieden und zur Gerechtigkeit, bei den Armen und Ausgegrenzten zu sein. Dieser Frieden beginnt bereits in unserer Kirche selbst, im guten Umgang in Konflikten und in der Friedenserziehung der Kinder und Jugendlichen.
So, jetzt gehe ich aber mal zum Abendessen. Ich hoffe, dass man aus meinem Bericht ein paar Eindruecke der Versammlung bekommt. Und ich freue mich auch auf Bremen, um dort noch mehr mit den Gemeinden und Interessierten auszutauschen.

 

Der Aufruf zum gerechten Frieden

Die Abschlussbotschaft aus Kingston