Vom 23.-25. September durften wir mit unserer Jahrestagung zu Gast sein im Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik des Erzbistums Paderborn, das auch an die Theologische Fakultät angegliedert ist. Thema war einerseits der Blick auf das, was uns gerade beschäftigt oder besorgt (dazu der Workshop gegen Stammtischparolen), das, was wir im nächsten Jahr gerne machen würden (siehe Protokoll) und natürlich auch auf die ersten zehn Jahre, die MEET hinter sich hat. Kreativ wurde es mit einem bunten Banner, das gemalt wurde.
Die orthodoxen Stipendiat_innen, welche selbst erst vor ein paar Wochen in Paderborn ankamen, waren eine große Bereicherung und haben uns auch mit der Gestaltung der Andacht am Samstag eine interessante Mischung aus griechischen, armenischen, russischen und rumänischen Liturgien gezeigt. Am Sonntag besuchten wir zusammen eine russisch-orthodoxe Gemeinde.
Bericht zum Workshop „Ich bin ja nicht rechts, aber…“
im Rahmen der MEET Jahrestagung vom 23.-25. September in Paderborn
„Stammtischparolen entgegenzutreten ist wie erste Hilfe. Hauptsache ist es, einzugreifen. Ein falsches Eingreifen gibt es nicht“, motiviert Patricia Karuhtz von der Organisation „Vielfalt leben“ uns, auf Stammtischparolen zu reagieren.
Der Workshop „Ich bin ja nicht rechts, aber…“ fand im Rahmen der Meet-Jahrestagung (23.-25. September 2016) im Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn statt. Junge Protestanten, Katholiken und Orthodoxe konnten Fragen stellen und eigene Erfahrungen einbringen.
Zu Beginn des Workshops haben wir Stammtischparolen, die uns im öffentlichen Diskurs oder in persönlichen Erlebnissen begegnet sind, auf Plakaten gesammelt. Es war für uns erschreckend, wie viele Aussagen wir zu Geflüchteten, Frauen, Homosexuellen, Ausländern oder Obdachlosen wiedergeben konnten.
In einer Reflexion erarbeiteten wir eine Definition von Stammtischparolen: sie sind pauschal und verallgemeinernd, beziehen sich auf Gruppen bzw. Minderheiten, bedienen Gefühle, erheben einen Wahrheitsanspruch, sind Schuld zuweisend.
Anschließend versuchten wir in einem ersten Rollenspiel, Stammtischparolen zu begegnen. Die Ausgangssituation: ein Zuggast, der nicht deutsch spricht, hat kein Ticket, der Zug hält wegen ihm an, und er wird gezwungen, den dadurch 10 Minuten verspäteten Zug zu verlassen. Drei der Workshopteilnehmer schlüpften in die Rolle von „Rechtspopulisten“, drei Teilnehmer in die Rolle des Gegenparts.
Die Erfahrung, in verschiedene Rollen zu schlüpfen war für uns sehr wertvoll. Ohne große Anstrengung gelang es den „Rechtspopulisten“, mit verallgemeinernden Aussagen über „die“ Flüchtlinge das Gespräch zu dominieren. Sie taten sich zusammen, entwickelten dabei ein „wir-Gefühl“, öffneten ständig neue Thementöpfe und wichen geschickt konkreten Fragen aus. Die andere Seite fühlte sich machtlos und konnte trotz Bemühungen aus der defensiven, reagierenden Gesprächshaltung nicht ausbrechen.
Aus diesem Rollenspiel leiteten wir Motive ab, die Ursache für die Äußerung von Stammtischparolen sein können: Angst, Streben nach Macht, Suche nach einem Wir-Gefühl, Selbstvergewisserung, eigene Unzufriedenheit, Unkenntnis.
Die Frage nach den Motiven half uns, Strategien zu entwickeln, um auf Stammtischparolen zu reagieren, etwa: das Gesprächgegenüber nicht konfrontieren oder ins lächerliche zu ziehen und damit weiter seine Motive, etwa Angst, zu stärken, sondern beim Thema bleiben, Fragen stellen, Fakten nennen, sich zusammen tun, oder auch eigene positive Erfahrungen einbringen.
In einem zweiten Rollenspiel konnten die erarbeiteten Strategien angewendet werden. Beim Kaffeetisch von Tante Inge entbrannte das Gespräch um Geflüchtete. Auf Tante Inges Auffassung, dass alle Flüchtlinge sich in Deutschland nur bereichern würden, obwohl sie selbst so viel haben, was man ja an ihren allerneusten Handys sähe, konnte die Gegenrolle geschickt reagieren. Mit konkreten Fragen und Faktenwissen hielten sie Tante Inge beim Thema.
Zum Abschluss des Workshops haben wir zu drei populären Stammtischparolen, „Wir können nicht alle aufnehmen“, „Unser christliches Abendland ist in Gefahr“ und „Die unterdrücken alle Frauen“ Argumentationen erarbeitet.
Aus dem Workshop haben wir viel mitgenommen. Wir fühlen uns Situationen, in denen Stammtischparolen geäußert werden, nun mehr gewachsen und haben gelernt, strategisch auf diese zu reagieren. Selbst wenn wir uns einer Situation nicht gewachsen fühlen, haben wir immer noch eine Möglichkeit: wir können die Situation verlassen und können damit ausdrücken, dass wir der anderen Meinung nicht zustimmen.
(Anna Kirchner für das MEET-Ko-Team)
Versammlung
Am Samstagmorgen fand auch die Versammlung statt, in der wir für das nächste Jahr geplant und Ideen gesammelt haben. Zusätzlich gab es auch einen Wechsel im Ko-Team, danke Anca & Anna und hallo Britta!