Dieses Jahr war wie in den 90ern wieder zu hören, dass »das Boot voll sei«, sobald Nicht-Deutsche in den hiesigen Städten und Dörfern Zuflucht suchen. Auch wie damals wütete der rassistische Mob in einer Vielzahl von Angriffen auf Geflüchtete und deren Unterkünfte, abertausende sogenannte »besorgte Bürger_innen« verkündeten ihre menschenfeindlichen Ideologien. Doch auch Positives ist zu beobachten, zivilgesellschaftlich wird in Willkommensinitiativen Verantwortung übernommen und dort geholfen, wo der Staat den Menschen ihr Recht auf ein würdevolles Leben verweigert.
Dafür, dieses Engagement zu fördern und ihm Raum zur Entfaltung zu geben, spricht sich eine Stellungnahme des „Plädoyers für eine ökumenische Zukunft“ aus. Das „Plädoyer“ ist ein bundesweites Netzwerk ökumenisch gesinnter Menschen, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die Erklärung wird bisher von etwa einhundert Persönlichkeiten, Organisationen und Initiativen unterstützt.
Die Stellungnahme trägt den Titel „Für Willkommen und gutes Zusammenleben“. Sie wendet sich gegen Diskriminierung und Gewalt und gegen politische Rhetorik, die Ausgrenzung zum Ziel hat. Sie unterstreicht den Wert dezentraler Lösungen gegenüber zentralen Regulierungen und den der unmittelbaren Begegnung gegenüber formalisierten Eingliederungsprogrammen. Sie unterstützt Eigeninitiativen von Flüchtlingen und derer, die sich für sie engagieren. Sie spricht sich aus für die sofortige Öffnung von Kindertagesstätten, Schulen, Ausbildungseinrichtungen und des Wohnungs- und Arbeitsmarktes ohne bürokratische Hindernisse. Sie plädiert für einen schnellen Familiennachzug und sichere Fluchtwege gegen die Kasernierung in Lagern durch autokratische und autoritäre Regime. Sie richtet den Blick auf die akute Not der Flüchtlinge statt auf die Vervollkommnung der Politik ihrer Zurückweisung.
Lest hier den Volltext „Für Willkommen und gutes Zusammenleben“.