Muslime und Abendmahl: MEET – Workshop bei "Kirche hoch zwei"

„Kirche2 “ – unter diesem Motto veranstalteten das Bistum Hildesheim und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers einen „ökumenischen“ Kongress zur Zukunft der Kirche. Mit einem von Annegreth Schilling und Christian Albers angebotenen Workshop zum Thema „Die Ökumene der Zukunft ist interreligiös“ war auch MEET in Hannover vertreten.

Exemplarisch für die interreligiöse Dimension der Ökumene ging es in dem Workshop um die Frage, ob es Muslimen und Muslimas ermöglicht sein soll, an einem christlichen Abendmahl teilzunehmen. Angeregt wurde dies durch ein Gespräch, dass Annegreth mit ihrer muslimischen Freundin Nayla geführt hatte. Nayla bedauerte, dass sie als Muslima bei einer Eucharistiefeier während einer interreligiösen Tagung nicht zum Empfang der Elemente zugelassen war. Was auf den ersten Blick nach einem eher peripheren Einzelfall aussieht („Welcher Muslim, welche Muslima sollte schon Interesse daran haben?“) , entpuppte sich bei den knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern schnell als sehr aktuelles und lebensnahes Thema. Eine Teilnehmerin berichtete von ihren Erfahrungen als Leiterin einer katholischen Kindertagesstätte mit einem hohem Anteil an Kindern mit Migrationhintergrund. Bei den regelmäßig stattfindenden Gottesdiensten würden muslimische Kinder und ihre Eltern auf den Empfang der Kommunion verzichten, weil sie dem verbindlich festgelegten katholischen Abendmahlsverständnis nicht zustimmen können. Ein anderer Teilnehmer, der selbst im interreligiösen Dialog aktiv ist, erzählte von einer Eucharistiefeier, an der Muslime partizipierten, indem sie einen Segen empfingen, nicht aber die Elemente kommunizierten, weil dies einem Bekenntnisakt entsprechen würde. Eine weitere Teilnehmerin hatte erlebt, wie eine Muslima, die sich in einer Eucharistiefeier bereits auf den Weg zum Empfang der Hostie gemacht hat, von Gemeindegliedern daran gehindert wurde.       

Das Anliegen des Workshops war es nicht, eine verbindliche Lösung zu der Frage nach der Zulässigkeit von Muslimen und Muslimas zu einem christlichen Abendmahl zu finden. Vielmehr sollten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen angeregt werden, sich selbst ein Urteil zu dieser Frage zu bilden, das sich im Einklang mit ihrem je eigenen Verständnis von Abendmahl und Eucharistie befindet.

Trotz sehr unterschiedlicher Meinungen war dabei die Tendenz zu erkennen, dass viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Workshops intuitiv einen interessierten Muslim oder eine Muslima nicht von einer Teilnahme am Abendmahl oder der Eucharistie abhalten wollten. „Wem schadet es?“, fragte eine Teilnehmerin. Gleichzeitig waren nach einigem Überlegen jedoch auch Vorbehalte zu spüren. „Es handelt sich dabei um den innersten Vollzug unseres Glaubens,“ meinte ein Teilnehmer. Eine andere Teilnehmerin sagte, man könne doch nur dann am Abendmahl teilnehmen, wenn man auch an das glaubt, was dort vollzogen wird. Hier eröffnete sich natürlich das Problem, wer denn in der evangelischen Kirche, die sich nicht auf verbindliche Lehramtsentscheidungen beruft, überhaupt bestimmt, was ein an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit vollzogenes Abendmahl genau bedeutet.

In einer abschließenden Runde sollten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in die Situation versetzen, Besucher eines Konfirmationsgottesdienstes zu sein. Nachdem der Pfarrer zum Abendmahl eingeladen hat, und die Gottesdienstbesucher sich auf den Weg zum Altar begeben, wird man von Banknachbarin, wohl eine Freundin eine Konfirmandin, gefragt: „Ich bin Muslim, Darf ich auch gehen?“ Die Frage lautete nun, was sie in der kürze der Zeit antworten würden? Vier exemplarische Antworten geben das breite Spektrum der Meinungen wieder:

  • „Dann sollten Sie wissen, dass Sie damit ausdrücken, dass Jesus Gottes Sohn ist und Sie ihm ähnlich werden wollen.“
     
  • „Kommen Sie mit, hinterher reden wir drüber.“
     
  • „Heute lieber nicht, aber ich würde mich nach dem Gottesdienst gern mit Ihnen unterhalten.“
     
  • „Nach meinem Verständnis sind Sie eingeladen Jesus Christus zu kosten. Wenn Sie das wollen, dann kommen Sie mit.“

Fazit der Veranstaltung:

Es hat sich gelohnt über den Tellerrand der klassischen innerchristlichen Ökumene hinauszuschauen. Der Workshop hat eine Frage gestellt, die theologisch und in der kirchlichen Öffentlichkeit bisher wenig beachtet wurde, von nicht wenigen Christen und Christinnen aber als durchaus relevant betrachtet wird. Bleibt es weiterhin ein Thema für MEET?

Christian Albers