Born in the Friedensbewegung – Jahrestagung 2009

„Machen Sie weiter – Sie gehen einen wichtigen Weg!“ Mit diesen Worten kommentierte Propst i.R. Dr. Heino Falcke das ökumenische Engagement des jungen Netzwerkes MEET (More Ecumenical Empowerment Together) während dessen Jahrestagung vom 12.-15.11.2009 im Augustinerkloster in Erfurt. Unter dem Titel „Born in the Friedensbewegung“ versammelte MEET rund 30 „Kinder“ der 1970er und 1980er Jahre, die sich mit der Geschichte der ost- und westdeutschen Friedensbewegung, der eigenen kirchlichen und politischen Sozialisation sowie aktuellen friedenspolitischen Herausforderungen auseinandersetzten.

Neben einführenden Vorträgen zur Entwicklung der Friedensbewegung in der BRD durch Andreas Zumach (Genf) und in der DDR durch Annemarie Müller (Dresden), stellte die Biographiearbeit mit der Pfarrerin und systemischen Trainerin Hanna Manser (Halle) eine methodische und inhaltliche Besonderheit dar. Der eingehende Austausch von eigenen Kindheits- und Jugenderlebnissen in den beiden politischen Systemen führte den Teilnehmenden die Verschiedenheit der Wahrnehmung von Ost und West, aber auch unterschiedliche politische Positionen innerhalb der früheren deutschen Teilstaaten vor Augen. „Es ist wichtig, von der kirchlichen und gesellschaftlichen Prägung einer Person zu hören, um ihr politisches Handeln heute auch wirklich verstehen zu können“, fasste eine Teilnehmerin die kreative Biographiearbeit zusammen. Konsens unter den Teilnehmenden war, dass die biographische Perspektive junger Menschen im Gedenkjahr an den Fall der Mauer vor 20 Jahren vernachlässigt wird.

Höhepunkt der Tagung junger Ökumeniker/innen war eine zweistündige Diskussion mit Heino Falcke am Abend des 13. November, in welcher die jungen Erwachsenen den früheren Erfurter Propst und führenden ostdeutschen Theologen des Konziliaren Prozesses mit Fragen zur derzeitigen Gestalt der Kirche und des politischen Engagements von Christen herausforderten. „Die Kirche muss sich an der Zivilgesellschaft orientieren und nicht an der Politik oder am Markt“, so Falcke. Er forderte nicht nur eine entschiedenere politische Position der Kirche, sondern Bereitschaft und Mut neue Wege zu gehen. „Eine Kirche, die nur überleben will, ist überlebt!“, zitiert Falcke den früheren Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen Werner Krusche.

Die 20-40jährigen Teilnehmenden der MEET-Tagung nahmen die prophetische Stimme Falckes auf und erarbeiteten friedenspolitische Positionen zu den Themen der Militärdienstverweigerung, Freiwilligen Friedensdiensten am Beispiel Israel/Palästina, einer solidarischen Ökonomie als alternativem Wirtschaftsmodell sowie dem innerlichen und körperlichen Frieden von Menschen. Aus diesen Diskussionen entwickelten sich „Peace Notes“, die die Forderungen der jungen Ökumeniker/innen zusammenfassen. Diese sollen in einem „Brief an die Eltern“ veröffentlicht werden – einer Antwort auf den „Brief an die Kinder“, den die Ökumenische Versammlung 1989/90 in der DDR verfasst und den Kindern der Friedensbewegung als Erbe hinterlassen hat.

Dokumentation der Jahrestagung

Brief an die Eltern

presseerklarungmeetborninthefriedensbewegung.pdf